Geschichte des Dornenhauses
Das Dornenhaus erhielt seinen Namen wegen der beeindruckenden Weißdorn-Windflüchter (Dornenbäume genannt), die auf der davor liegenden Befestigungsanlage standen und nun wieder wachsen. Um 1660, also kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg erbaut, diente es u. A. als Bauern-, Seefahrer- und Zollhaus, lange Zeit war es Scheune (und höchstwahrscheinlich auch Stall). Noch heute sind die ursprüngliche Kubatur des Rohrdachhauses, seine gewaltige Balkenkonstruktion, die niedrigen Luchten und die hohe Diele originalgetreu und visuell beeindruckend erhalten. Zum eigentlichen Wohnhaus umgebaut wurde das Dornenhaus erst um 1930. Erst zu diesem Zeitpunkt wurden die großen, mit Scheiben versehenen Türen (vorn als typische Klöntür auch halb aufzuschlagen) sowie die heute vorhandene Fensterreihung mit den zweifarbigen Holzfensterläden eingebaut. Die Besitzer aus Hamburg gingen nach dem Zweiten Weltkrieg in die Stadt zurück. Die deutsche Teilung machte eine Weiternutzung zu DDR-Zeiten unmöglich. Stattdessen beherbergte das Dornenhaus als Kulturbundhaus zahlreiche bedeutende Künstler, wie in den fünfziger Jahren Bertolt Brecht und Helene Weigel und war bis 1989 Kindergarten der Gemeinde Ahrenshoop, wovon noch heute folkloristische Motive auf den Innentüren zeugen. 1989 wurde das gesamte Anwesen rückübertragen. Die Kindergartenkinder von Ahrenshoop fanden eine andere Bleibe.1995 erwarben der Keramiker Friedemann Löber, ein „echter Althäger Junge“ und seine Frau das seither leer stehende und damit zunehmend dem Verfall preisgegebene Gebäude. Ohne Sicherheit des Erwerbes sichern sie das kaputte Rohrdach mit Planen gegen Nässe, schaffen eine Dränage um das 19 x 12 m große Gebäude. 1996 werden grundlegende Sanierungen am Haus vorgenommen: bis auf die Rohrdachreparatur, die neue Gasheizung und die Elektrik ausschließlich in Eigenleistung. An einem sehr kalten Wintertag im Februar 1997 erfolgte dann der Einzug in das frisch geputzte Haus, das im wahrsten Wortsinn „trocken gewohnt“ wird. 14 Fenster werden denkmalgerecht erneuert, das Dach im Giebel historisch detailgetreu geöffnet… Eine „Schönmachung“ innen und außen kann erst Jahre später einsetzen…
Nach mehrjährigem, mit Leidenschaft betriebenem Wiederaufbau wird das Dornenhaus am 26. Juli 1998 mit der ersten Ausstellung im neu geschaffenen Galeriebereich für die Öffentlichkeit zugänglich. Neben dem ständigen Angebot aus der im Haus befindlichen Fischlandkeramik-Werkstatt von Friedemann Löber werden dort seitdem ganzjährig wechselnde Ausstellungen bildender Künstler präsentiert, die entweder mit der Künstlerkolonie Ahrenshoop verbunden waren/sind oder sich mit dem besonderen Ort und seinen daraus resultierenden Gegebenheiten wohltuend verbinden.
Das Dornenhaus ist aber auch seit jeher ein ausgesprochen beliebtes Maler- und Fotografenmotiv. Die Maler der „Ersten Generation“, wie der Begründer der Ahrenshooper Künstlerkolonie, Paul Müller-Kaempf, Carl Malchin, Elisabeth von Eicken, Anna Gerresheim über Theodor Schultze-Jasmer bis hin zu Malern der Gegenwart stellten und stellen das sagenumwobene Dornenhaus in den verschiedensten Malweisen dar. Und bereits die frühe Fotografie fing das Dornenhaus ein – fensterlos in Sepia, wie von Eschenbach dargestellt. Und die „Insel“ Dornenhaus, identisch und irgendwie verträumt und abgeschieden geblieben, nicht glatt und cool, wird diesen Reiz nicht verlieren. Zumal die Dornenbäume wieder in den Himmel wachsen…